Du willst also Rollenspiele spielen…

Wenn man das erste Mal von Rollenspielen gehört hat und sich jetzt informieren möchte, steht man früher oder später vor dem Problem der riesigen Informationsfülle durch x kostenlose Systeme, die man angucken kann, Podcasts, Videos und Blogposts mit Tipps für den Neuling et cetera pp.. Ich möchte dieses Problem heute noch ein wenig schlimmer machen und meine ganz persönlichen Tipps für Neulinge geben, die noch keine Ahnung vom Rollenspiel haben, aber vielleicht spielen möchten – und zwar in so wenig Worten wie möglich.

Schritt 1: Du willst einen Eindruck, was Rollenspiel überhaupt ist, bevor du es ausprobierst? Guck “The Gamers” auf Youtube. Der Film ist nicht nur lustig, sondern gibt dir sowohl einen guten Eindruck davon, wie awesome Rollenspiel eigentlich ist, als auch einen entspannten und ironischen Blick auf dein zukünftiges Hobby.

Schritt 2: Verschwend keine Zeit mit “wenn” und “aber”, sondern spring über deinen Schatten und probiere es aus. Für deine erste Sitzung musst du keine Regeln kennen – die erklären dir die Mitspieler schon, wenn sie überhaupt wirklich wichtig werden. Oft werden auf Conventions oder im Internet auch Runden angeboten, die sich spezifisch an Anfänger richten. Selbst außerhalb dieser Runden hat aber niemand ein Problem, wenn du Startschwierigkeiten hast. Aber Rollenspiel ist ein einfaches Hobby, das man ganz schnell versteht. Du musst auch nichts vorab kaufen, nichts vorbereiten und so weiter. Du kannst einfach losspielen, sobald du Mitspieler gefunden hast – womit wir beim nächsten Schritt wären:

Schritt 3: Finde Mitspieler! In deiner Nähe gibt es eine Rollenspiel-Convention (also ein Treffen von Rollenspielern, auf denen mehrere Tage lang in wechselnden Runden gespielt wird)? Exzellent! Geh da hin und probier am Besten gleich mehrere Systeme aus. Ansonsten gibt es in größeren Städten auch oft monatliche oder wöchentliche Rollenspielertreffen, teils zum Spielen, teils zum “Socializing”. Wenn du auf dem Land wohnst, ist das Internet eine gute Alternative – zum Beispiel in der Google+-Community “Rollenspieler (deutsch)” oder auf der Plattform “Drachenzwinge” kann jeder mit einem Mikrofon und einem Internetanschluss Mitspieler für Onlinerunden spielen. Die laufen zwar etwas anders als normale Spielrunden, aber sind doch fast das gleiche.

Was du spielst, ist am Anfang recht egal. Wenn du mit einem Spielleiter spielst, der schon länger dabei ist, spiel das mit, was er vorschlägt. Wenn du mit Freunden, die auch noch nie Rollenspiel gespielt haben, anfängst, dann guckt euch am Besten Dungeonslayers an (nein, ich bekomme keine Provision). Das nimmt den Spielleiter schön an die Hand und bietet auch eine Form des Spiels, in die der SL gut reinkommt.

Schritt 4: Probier unterschiedlichen Kram aus! Rollenspiel ist ein facettenreiches Hobby, heute mehr als irgendwann sonst. Natürlich ist es legitim, ein Lieblingsspiel zu haben – aber wenn du mit DSA anfängst und dann nie etwas anderes ausprobierst, verpasst du etwas. Ein guter Ort, um Rollenspiele auszuprobieren, sind Conventions. Auch im Internet wird viel wirklich esoterischer Kram gespielt.

Wenn du Probleme hast, die riesige Auswahl zu überblicken, könnten dir vielleicht folgende Systeme helfen, einen ersten Überblick zu kriegen:

  • Das Schwarze Auge (DSA). Ich mag es nicht (und mehr werde ich zu diesem Thema nicht sagen), viele andere Leute aber schon (und mehr werde ich zu diesem Thema nicht sagen).
  • Dungeonslayers. Kampflastiges, taktisch angehauchtes Rollenspiel mit leichten, einsteigerfreundlichen Regeln, die aber auch für erfahrene Rollenspieler haufenweise Spaß beinhalten
  • Wushu. Der Gegenpol zu DS – hier wird fast ohne Regeln draufloserzählt. Der krankeste Scheiß, den ich in meiner Rollenspielerlaufbahn erlebt habe, ist in Wushu passiert.
  • Space Pirates. Weil Rollenspiel auch mal humorvoll sein darf.
  • Dogs in the Vineyard. Ein Indie-Spiel, in dem die Charaktere immer und immer wieder ihre eigene Moral in Frage stellen müssen.

Das Beste: Dungeonslayers, Wushu und Space Pirates sind sogar kostenlos – wie viele andere Systeme auch. Diese Auswahl ist aber höchst subjektiv. Dir werden wohl kaum alle diese Spiele gefallen, aber den eigenen Geschmack findet man halt nur, wenn man auch mal was probiert, was nicht schmecken könnte. Smiley

Ich persönlich hatte lange Zeit eine feste, wöchentliche Runde, in der wir aber wechselnde Systeme gespielt hatten. Das hat meine Wahrnehmung des Rollenspiels enorm geprägt und war für meinen eher sprunghaften Geist auch wesentlich besser als eine lang dauernde Kampagne mit festen Charakteren und andauerndem Plot – aber auch das ist eine persönliche Präferenz. Ich will niemandem was vorschreiben, nur helfen, eine eigene Meinung zu finden.

Schritt 5: Leite! Rollenspielgruppen bestehen immer aus einem Spielleiter und einer Handvoll von Spielern *)  – das weißt du ja spätestens seit Schritt 1. Zwinkerndes Smiley Als Neuling könnte man den Eindruck haben, der Spielleiter hätte die ganze Arbeit, keinen Spaß und bräuchte unglaublich viel Talent – und damit könnte man nicht noch weiter von der Wahrheit entfernt sein.

Spielleiten erfordert zugegebenermaßen etwas Arbeit (und der Spielleiter ist derjenige, der sich das Spiel tatsächlich kaufen muss). Aber man braucht dafür eher Übung als Talent – und die bekommt man beim Machen. Auch die besten Spielleiter kochen nur mit Wasser, überhaupt gibt es dutzende legitime SL-Stile und Rollenspieler sind gegenüber Neu-SLs enorm tolerant und hilfsbereit. Was den Spaß angeht: Davon hat der SL (meiner Meinung nach!) sogar noch mehr als die Spieler! Er kann sich kreativ in ganz anderer Art und Weise austoben. Aber auch, ob man lieber spielt oder leitet, ist eine Geschmacksfrage. Jeder muss es selbst rausfinden, und das tut man nur durchs Ausprobieren.

Jetzt sind natürlich ganz viele Fragen, die ein Einsteiger haben könnte, nicht beantwortet. Aber ganz ehrlich – die beantworten sich von ganz alleine, wenn man sich einfach traut, loszulegen. Nichts schadet dem Spaß mehr als zu viel Vorausplanung. Also wenn du irgendwo von diesem “Rollenspiel” gehört hast und es vage interessant klingt, dann sieh zu, dass du Mitspieler findest, um es einmal ein paar Stunden lang auszuprobieren.  Das ist das ganze Geheimnis, wie man Rollenspieler wird. Den geheimen Handschlag lernst du schon von ganz allein.

*) Der Dolge weist mich gerade darauf hin, dass es natürlich auch spielleiterlose Systeme gibt. Das weiß ich zwar selber, aber irgendwie ist  das in meiner Formulierung völlig untergegangen. Wenn man spielleiterloses Spiel ausprobieren möchte (und es lohnt sich auf jeden Fall), kann man zum Beispiel zu Jörg Dünnes „Western City“ greifen, oder man kann „FIASCO“ nutzen, wenn man eher auf skurrile Charaktere und chaotischen Humor steht. Für den Anfang gilt aber in guter Näherung: Rollenspiele spielt man mit einem SL und einer Handvoll Spieler. 🙂

Über Taschi

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